Bericht zum aktuellen Konfliktgeschehen – Konfliktbarometer 2019 im Überblick
Weltweit 358 Konflikte – Heidelberger Institut für Internationale Konfliktforschung veröffentlicht Konfliktbarometer 2019
Mit der 28. Ausgabe des Konfliktbarometers setzt das Heidelberger Institut für Internationale Konfliktforschung (HIIK) seine jährlich erscheinende Studie zum weltweiten Konfliktgeschehen fort. Das Konfliktbarometer erfasst qualitativ und quantitativ die Dynamiken politischer Konflikte, sowohl gewaltsamer wie auch gewaltloser Konflikte. Die gewaltsamen Konflikte werden gemäß der Methodik des HIIK entsprechend ihrer Intensitäten in gewaltsame Krisen (3), begrenzte Kriege (4) und Kriege (5) differenziert. Bei den gewaltlosen Konflikten wird zwischen Disputen (1) und gewaltlosen Krisen (2) unterschieden. Die Intensität setzt sich dabei aus den beobachteten Konfliktmitteln (Soldaten, Waffeneinsatz) und den Konfliktfolgen (Tote und Verletzte, Flüchtlinge, Zerstörung) zusammen. Durch die Heidelberger Methodik werden somit gewaltsame Auseinandersetzungen global vergleichbar. Der Jahresbericht wird durch Konfliktkarten- und grafiken sowie Spotlight-Texten, die größere Zusammenhänge aktueller Konfliktdynamiken beleuchten, ergänzt.
Im Jahr 2019 dokumentierte das HIIK insgesamt 358 Konflikte weltweit, davon wurden 196 gewaltsam und 162 gewaltlos ausgetragen. Im Vergleich zum Vorjahr ging die Zahl der Kriege von 16 auf 15 leicht zurück. Der Drogenkonflikt in Brasilien, zwei innerstaatliche Auseinandersetzungen in der Demokratischen Republik Kongo und der von islamistischen Gruppen angetriebene Konflikt in der Sahelzone eskalierten zu Kriegen. Gleichzeitig de-eskalierten fünf Kriege, elf Kriege setzten sich fort. Die Anzahl der begrenzten Kriege weltweit ging von 25 auf 23 zurück. Vier Konflikte wurden von den Konfliktparteien selbst beigelegt oder vom HIIK nach zweijähriger Inaktivität geschlossen. Das HIIK klassifiziert und definiert politische Konflikte u.a. anhand von Konflikttypen, Konfliktakteuren und Konfliktgegenständen. Dabei wird deutlich, dass der häufigste Konflikttyp der innerstaatliche Konflikt ist. Häufigster Konfliktgegenstand ist die Auseinandersetzung um die politische Orientierung oder ideologische Ausrichtung des politischen Systems.
Die Region mit den meisten Kriegen blieb auch im Jahr 2019 der Nahe Osten und Nordafrika. In Afghanistan, Ägypten, Syrien, Libyen, Jemen und der Türkei beobachtete das HIIK insgesamt acht Kriege, während der inter-Oppositionskonflikt in Syrien zu einem begrenzten Krieg herabgestuft wurde. Insbesondere die neu aufgeflammten Oppositionskonflikten in der Region, wie im Irak und Iran, standen im Zentrum der weltweiten medialen Aufmerksamkeit. Im subsaharischen Afrika verringerte sich die Zahl der Kriege im Vergleich zum Vorjahr von sechs auf fünf, ebenso gingen die begrenzten Kriege von neun auf acht leicht zurück. Drogenkonflikte in Mexiko und Brasilien wurden insbesondere wegen der hohen Todeszahlen als Kriege in den Amerikas beobachtet. Zudem wurden drei weitere begrenzte Kriege ausgetragen, zwei davon in Kolumbien und einer in Mexiko. Der Oppositionskonflikt in Nicaragua hingegen wurde zu einer gewaltsamen Krise herabgestuft. In Asien und Ozeanien verzeichnete das HIIK einen Abstieg der begrenzten Kriege von sieben auf fünf. Krisenherde waren hier die fortlaufenden Grenzstreitigkeiten zwischen Indien und Pakistan, bei denen es zu den ersten Luftangriffen seit 1971 kam. Zwei begrenzte Kriege auf den Philippinen setzen sich fort, während der Konflikt zwischen der Arakan Army und der Regierung in Rakhine State in Myanmar, sowie der Unabhängigkeitskonflikt Papuas in Indonesien zu begrenzten Kriegen eskalierten. Auch im Jahr 2019 beobachtete das HIIK in Europa keinen Krieg, während der Ostukrainekonflikt als begrenzter Krieg fortgeführt wurde.
In der Rubrik der Spotlight Texte analysieren Gastautor*innen und Institutsangehörige weitere Konfliktaspekte. Während beispielsweise Kerstin Zettl die Rolle von Cyberangriffen im Jahr 2019 aufzeigt, untersucht Alexey Yusupov die Auswirkungen von internationalen Sanktionen auf die Minderheitenpolitik Myanmars.
Aufgrund der allgemeinen Gefährdungslage des Covid19 Virus und aus unserer Verantwortung gegenüber unseren Mitarbeiter*innen und geladenen Gästen heraus fand die ursprünglich geplante Pressekonferenz an der Universität Heidelberg nicht statt. Stattdessen stehen unsere Regionalexpert*innen für Rückfragen und Kurzinterviews zur Verfügung.
Im Mai 1990 gegründet, feiert das HIIK dieses Jahr sein 30-jähriges Jubiläum. Seither widmet sich das Institut der Erforschung, Dokumentation und Auswertung inner-, zwischen-, trans- und substaatlicher Konflikte weltweit. Am HIIK arbeiten mehr als 200 junge Wissenschaftler*innen ehrenamtlich. Im jährlich erscheinenden Konfliktbarometer präsentiert das HIIK seine Forschungsergebnisse. Die aktuelle Publikation kann ab dem 13. März um 12 Uhr unter www.hiik.de kostenlos heruntergeladen werden.
Für weitere Informationen kontaktieren Sie uns gerne unter info@hiik.de.
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