Mit der 30. Ausgabe des Konfliktbarometers setzt das HIIK seine jährliche Berichtsreihe über politische Konflikte weltweit fort.
Das globale politische Konfliktpanorama im Jahr 2021 war durch eine anhaltend hohe Zahl hochgewaltsamer Konflikte gekennzeichnet. Die Zahl der Kriege ging von 21 auf 20 zurück, während die Zahl der begrenzten Kriege von 19 auf 20 stieg. In Europa und Nord- und Südamerika wurden keine Kriege beobachtet. Die Zahl der Kriege in der Region Westasien, Nordafrika und Afghanistan (WANA) ging von sieben auf drei zurück.
In Asien und Ozeanien beobachtete das HIIK hingegen den ersten Krieg seit 2017. Subsahara-Afrika blieb die Region mit der höchsten Anzahl von Kriegen. Elf Kriege wurden fortgesetzt, während fünf begrenzte Kriege zu ausgewachsenen Kriegen eskalierten. Wie in den Vorjahren waren gewaltsame innerstaatliche Krisen weiterhin die häufigste Konfliktart und prägten die globale Konfliktlandschaft. Waffenstillstände, wie der zwischen Indien und Pakistan, und Friedensinitiativen, wie das libysche Politische Dialogforum, sollten den Weg für friedlichere künftige Beziehungen ebnen.
Das Jahr 2021 brachte auch einen großen Verlust für das HIIK und die Heidelberger Konfliktforschung im Allgemeinen, als Prof. Dr. Frank R. Pfetsch am 18. November im Alter von 85 Jahren verstarb. Die Bedeutung von Frank Pfetsch für die Heidelberger Konfliktforschung kann kaum hoch genug eingeschätzt werden. In den 1980er Jahren initiierte er mit einem von der DFG geförderten Forschungsprojekt eine systematische, international ausgerichtete Konfliktforschung am Fachbereich Politikwissenschaft der Universität Heidelberg. Das Projekt führte zum Aufbau einer umfassenden Datenbank und eines fünfbändigen Sammelbandes über gewaltsame und gewaltfreie politische Konflikte weltweit seit 1945. Ein weiteres Ergebnis des Projekts war die Entstehung des HIIK, da die Beteiligten der Meinung waren, dass das Thema und der von Frank Pfetsch entwickelte Ansatz mehr als nur ein begrenztes Forschungsprojekt verdienten. Sie hielten es für notwendig, eine Forschungsgruppe zu gründen, die politische Konflikte kontinuierlich beobachtet und dokumentiert, sowohl in einer Datenbank als auch in einer jährlichen Publikation, dem Konfliktbarometer. Die erste Ausgabe wurde im Dezember 1992 veröffentlicht und deckte die Entwicklungen des gleichen Jahres ab. Von den Anfängen an bis lange nach seiner Pensionierung war Frank Pfetsch als Mentor und ehrenamtlicher Förderer des HIIK tätig und setzte gleichzeitig seine eigene Arbeit zu Konflikten und Konfliktlösung fort. Als er 2012 gemeinsam mit uns das 20-jährige Bestehen des Konfliktbarometers feierte, führte er sein Publikum in seiner Festrede durch dessen bewegte Geschichte; dass er zum 30-jährigen Bestehen des Konfliktbarometers nicht bei uns sein wird, betrübt uns sehr.
Der Vorstand dankt allen Redakteuren, den Regionalgruppenleitern und allen anderen, die an diesem Bericht mitgewirkt haben, für ihren hervorragenden Einsatz, insbesondere in der Endphase der Bearbeitung. Ohne Ihr Engagement wäre eine Veröffentlichung wie diese nicht möglich. In einer Zeit, in der die zeitlichen Ressourcen begrenzter denn je zu sein scheinen, wird der ehrenamtliche Einsatz für ein Projekt wie dieses noch außergewöhnlicher.
Der Konfliktbarometer 2021 kann hier heruntergeladen werden:
Der Vorstand
Maximilian Brien, Eduard Ebert, Ilsa Hameed, Leon Lewin, Jannik Mertens, Katharina Valjak
Heidelberg, März 2022